Leitfaden Kurzdarmsyndrom 17 Als Lipidemulsionen sollen ausschließlich Mischfette mit Omega-3-Fettsäuren verwendet werden. Die Proteinzufuhr ist so zu wählen, dass Normalwerte im Labor erzielt werden können, ohne die Nierenfunktion negativ zu beeinflussen. Jedem Ernährungsbeutel sind Vitamine und Spurenelemente in normaler (oder bei Bedarf doppelter Standarddosis) hinzuzufügen. In Ausnahmefällen sind auch deutlich höhere Dosen möglich. Als Standardflüssigkeitslösung eignet sich eine isotone Lösung wie ELO-MEL® isoton oder Ringer-Laktat®. Die Menge ist abhängig vom individuellen Bedarf und sollte anhand der Harnmenge (zumindest 1.000 ml/24 h) sowie des Durstgefühls gesteuert werden. Nach jeder Ernährungsinfusion sollte der zentrale Zugang mit physiologischer Kochsalzlösung pulsativ gespült und anschließend mit Taurolidin geblockt werden, speziell wenn schon einmal eine Infektion eines zentralen Katheters vorlag (35). Bei nächster Verwendung des Katheters soll das Taurolidin nicht aspiriert, sondern mittels physiologischer Kochsalzlösung langsam injiziert werden. Bei einer Aspiration käme es zu einer Füllung des Katheters mit Blut, was das Risiko für eine Infektion erhöhen würde. Nur bei Verdacht auf Biofilm-Bildung, Katheterinfektion oder eine (sehr selten auftretende) Unverträglichkeitsreaktion sollte das Taurolidin aspiriert werden. PRAXISTIPP Das pulsative Spülen (rasch und fest mit jeweils 1–2 ml mit insgesamt 3 × 10 ml) des Katheters mit Kochsalzlösung nach jeder Verwendung kann die Rate an Katheterinfektionen reduzieren. Die Klemme ist zu schließen, bevor die Kochsalzspritze vollständig entleert wurde, damit nicht nach dem Rückflussprinzip wieder Blut in den Katheter gezogen wird. Als zentraler Katheter sollte bei zu erwartender Langzeittherapie ein voll implantierter oder getunnelter Katheter gewählt werden (35). Jedoch ist zu beachten, dass bei einem voll implantierten Katheter immer wieder Tage ohne liegende Nadel möglich sein sollten, um lokale Komplikationen zu vermeiden. Mit einem getunnelten Katheter (z. B. Hickmann-Katheter) dürfen Patient:innen nur dann baden oder schwimmen, wenn durch einen (Spezial-)Verband eine dichte Abdeckung des Katheters gewährleistet werden kann. Falls eine Verbesserung der Darmfunktion erwartet werden kann oder nur eine kurzfristige parenterale Ernährung wahrscheinlich ist (z. B. Bridging bis zur intestinalen Rekonstruktion), kann auch ein peripher eingeführter zentraler Katheter (PICC) verwendet werden. Dieser birgt ein signifikant höheres Risiko einer Venenthrombose und muss nach spätestens 6 (bis 12) Monaten (bei komplikationslosem Verlauf) gewechselt oder entfernt werden (35). Ein PICC hat den großen Vorteil einer sehr einfachen Implantation und Explantation. Patient:innen mit geplanter heimparenteraler Therapie sollten vor Entlassung metabolisch stabil sein, physisch und emotional fähig sein, die Therapie durchzuführen, sowie ein adäquates häusliches Umfeld haben (36). Nach der Entlassung sollten anfänglich engmaschige Kontrollen an einer spezialisierten Ambulanz erfolgen, um die klinischen und laborchemischen Parameter zu kontrollieren sowie die Therapieadhärenz und den Umgang mit dem Katheter und dem Equipment zu überprüfen.
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