Leitfaden Kurzdarmsyndrom 19 KOMPLIKATIONEN Komplikationen tragen signifikant zur Mortalität und Morbidität bei den Kurzdarmpatient:innen bei und sollten daher wenn möglich vermieden, früh erkannt und effektiv behandelt werden. Katheterinfektionen Eines der häufigsten Probleme bei Patiente:innen mit chronischem Darmversagen und intravenöser Ernährung sind Katheterinfektionen (41). Diese treten als Lokalinfektionen (Kathetereintrittsstelle), im subkutanen Verlauf (Tunnel, Port) oder als katheterassoziierte Sepsis auf. Auch in erfahrenen Zentren ist mit bis zu 1,09 Infektionsereignissen pro Katheter und Jahr zu rechnen. Symptome einer Infektion sind lokale Rötung, Schwellung oder Sekretion, Fieber oder Schüttelfrost bei Verwendung des Katheters sowie laborchemisch erhöhte Entzündungsparameter nach Ausschluss anderer Infektionsursachen. Die Diagnostik sollte Blutkulturen aus dem Katheter sowie von peripher beinhalten, um eine Bakteriämie zu diagnostizieren. Im Ausnahmefall (simple Infektion mit Staphylokokkus aureus, koagulasenegativen Staphylokokken oder gramnegativen Bakterien oder schwierige Zugangssituation) kann eine Erhaltung des Katheters angestrebt werden und eine Therapie mit systemischen Antibiotika sowie lokaler Antibiose mittels Plombierung des Katheters durchgeführt werden (41, 42). Bei anhaltenden Infektionszeichen sowie in allen anderen Fällen ist eine Antibiose mit Entfernung des Katheters notwendig. Die Katheterspitze sollte anschließend mikrobiologisch untersucht werden. Die Anlage eines neuen Katheters sollte erst nach Abklingen des Infektes erfolgen. Die Antibiose sollte initial aufgrund des zu erwartenden Erregerprofiles gewählt und nach Einlangen des mikrobiologischen Befundes angepasst werden. Häufig sind Infektionen mit Bakterien der Haut- sowie der Darmflora. Bei Infektionen mit Staphylokokken sowie Streptokokken sollte eine Endokarditis ausgeschlossen werden. Präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Katheterinfektionen sind regelmäßige Schulungen, Verwendung von Pflastern mit lokal antibakteriellen Substanzen (z. B. Chlorhexidin-Pflaster), Verwendung von nadelfreien Konnektoren und von Kappen mit Desinfektionsmitteln, Vermeidung von Blutabnahmen über den Katheter und Plombieren des Katheters mit Taurolidin (35) sowie ein pulsatives Spülen (43). Andere Katheterkomplikationen Ein weiteres Problem des Zuganges sind katheterassoziierte Thrombosen. Zur Verhinderung von Thrombosen werden Ultraschall-gezielte atraumatische Gefäßpunktion sowie aseptische Techniken, weiches Kathetermaterial (Silikon), Katheterdurchmesser von maximal 1/3 des Gefäßlumens und Platzierung der Katheterspitze am Übergang Vena cava superior/rechter Vorhof empfohlen. Bei der Implantation soll auf korrekte Fixierung des Katheters geachtet werden. Ein PICC birgt aufgrund der Länge des Katheters ein erhöhtes Thromboserisiko und sollte nur bei spezieller Indikation gewählt werden. Thrombotische Okklusionen können mittels forcierter Spülung mit möglichst kleinen Spritzen sowie mittels lokaler Lyse und endoluminalen Bürsten behandelt werden. Zur Prophylaxe wird forciertes, pulsatives Spülen nach jeder Verwendung mittels physiologischer Kochsalzlösung empfohlen (44).
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