KURZDARM- Syndrom

Leitfaden Kurzdarmsyndrom 9 säuren und deren Aufnahme stellt eine wichtige Energiequelle für KDS-Patient:innen dar und kann bis zu 50 % des Energietagesbedarfes decken (15, 16). Pathophysiologie Die primäre Konsequenz des KDS ist eine Reduktion der absorptiven Oberfläche des Darms mit nachfolgender Malabsorption, abhängig nicht nur von der verbleibenden Anatomie, sondern auch von Erkrankungen des verbliebenen Darmes (z. B. Strahlenenteritis, Morbus Crohn) (17). Die Malabsorption führt zu Einschränkungen der Makro- (Kohlenhydrate, Proteine, Fette) und Mikronährstoffe (Elektrolyte, Vitamine, Spurenelemente) und/oder der Flüssigkeitsaufnahme (1, 12). Der postoperative Adaptationsprozess wird in drei Phasen eingeteilt (6, 13, 18): Die akute Phase (hypersekretorische Phase) beginnt unmittelbar nach der intestinalen Resektion, dauert in der Regel wenige Wochen (bis Monate) und ist vor allem durch massive enterale Verluste von Flüssigkeit, Elektrolyten und Nährstoffen geprägt. Diese entstehen durch gestörte neurohumorale Regulationsmechanismen, Veränderung der Motilität, und veränderte Feedback-Mechanismen. In den darauffolgenden ein bis zwei Jahren schließt sich ein physiologischer Adaptionsprozess an, in dieser Zeit übernimmt das verbleibende Intestinum zunehmend absorptive Funktionen fehlender Darmabschnitte (Adaptionsphase). Es kommt unter anderem zu strukturellen Anpassungen der Dünndarmmukosa mit Hypertrophie der Zotten und Vertiefung der Krypten (19). Nach wenigen Jahren postoperativ ist das Maximum der Adaption erreicht und eine weitere Verbesserung der Darmfunktion selten (stabile Phase): In einer Studie von Jeppesen et al. liegt die Wahrscheinlichkeit eines permanenten intestinalen Versagens nach zwei Jahren mit intravenöser Abhängigkeit bei etwa 94 % (11). Andere Untersuchungen zeigten, dass es auch danach bei einem geringen Anteil von Patient:innen, zu einer oralen Autonomie kommen kann – vor allem bei Patient:innen mit längerem erhaltenem Colon, einer Dünndarmlänge von > 75 cm und bei höheren Plasma Citrullin Konzentration (20). Schlussendlich kommt es zu einer stabilen Phase, in der vor allem akute Exazerbationen und Komplikationen vermieden werden sollen. Klinik Die klinische Präsentation der KDS-Patient:innen ist aufgrund der anatomischen Unterschiede und verschiedenen Grunderkrankungen sehr heterogen. Symptome können Durchfall, Müdigkeit, Schlafprobleme, Unterernährung/Gewichtsverlust, Dehydrierung, Bauchschmerzen/-krämpfe, Blähungen sowie metabolische Entgleisungen sein (21). Die Patient:innen präsentieren sich mit Hunger- und Durstgefühl und Symptomen von Mangelerscheinungen wie Muskelkrämpfen, Konzentrationsschwäche, Nachtblindheit, Müdigkeit – je nach fehlendem Mikronährstoff. Besonders häufig ist ein Mangel an fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K sowie ein Mangel an Magnesium und Kalium ([22] sowie Expert Opinion). Chronische Mangelerscheinungen können auch Langzeitfolgen wie neurologische Probleme, Nachtblindheit oder Hautprobleme verursachen. PRAXISTIPP Durchfall kann auch durch andere Ursachen außer der Malabsorption im Rahmen des KDS (mit-)verursacht werden. Bei Veränderungen der Menge/Frequenz/Konsistenz sollte dies bedacht und entsprechend leitlinienkonform abgeklärt werden (infektiös, Laktoseintoleranz, SIBO, Zöliakie etc.)

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